Geschichte des Bethauses in der Einöde
Im Jahre 1600 nach Christus wurde ein Verbot erlassen, dass das „Akatholisch sein“ bei Strafe verbot. Dies zwang viele protestantische Familien ihren Glauben nur mehr im Verborgenen zu leben.
Erst als Kaiser Joseph II am 13. Oktober 1781 das Toleranzpatent erlassen hatte, das den Geheimprotestanten die völlige Gleichberechtigung mit den Katholiken brachte, bildeten sich in Kärnten mehrere evangelische Kirchengemeinden, die mindestens 100 solche Familien umfaßten.
Eine solche Kirchengemeinde entstand auch in Arriach, die noch im November 1781 ein hölzernes Bethaus erbaute. Pastor Johannes Paul Hagen aus Preßburg kam Mitte Juli 1782 als erster Pfarrer nach Arriach. Pastor Hagen war sehr eifrig und bemühte sich unter anderem sein Pastorat genau abzugrenzen. Am 4. Jänner 1784 schloß er mit den Bewohnern von Teuchen einen Vertrag, daß sie für immer der Kirchengemeinde Arriach angehören wollen. Auch die Ortschaft Buchholz wurde an Arriach angeschlossen.
Ungeklärt blieb längere Zeit die Zugehörigkeit jener Protestanten in Einöde, die sich beim Pflegschaftsamt in Treffen gemeldet hatten. Weil es sich nur um 25 Familien handelte konnten sie keine eigene Kirchengemeinde bilden. Darum nahm sich Pastor Hagen auch ihrer an und riet ihnen ein eigenes Bethaus zu bauen.
Die Einöder begannen mit dem Bau und hofften, daß nunmehr auch die Evangelischen der Ortschaften Verditz, Lötschenberg und St. Ruprecht bei Villach in ihr Bethaus kommen würden. Weil sich St. Ruprecht selbständig machte, erreichten die Einöder wieder nicht die gewünschte Zahl von 400 Personen um ihren eigenen Pastor halten zu können.
Sie schlugen nun vor, sich an Arriach anzuschließen und auch zum Unterhalt des dortigen Pastors beitragen zu wollen, wenn dieser jeden 3. Sonntag am Vormittag und Nachmittag in Einöde Gottesdienst halte und auch alle Amtshandlungen, welche die Einöder betreffen, dortselbst vollziehe.
Das war aber doch zuviel verlangt. Jeden anderen Gegenvorschlag des Arriacher Pastors lehnte man in Einöde ab. Auch die Bemühungen des Wiener Konsortiums und des Kreisamtes Villach, welche die Vorschläge des Pastors Hagen unterstüzten, wiesen die Evangelischen von Einöde zurück.
Sie schickten vielmehr im Jahre 1787 den Bauer Martin Unterköfler zu Kaiser Joseph II nach Wien mit einer Bittschaft, er möchte die drei Ortschaften Einöde, Verditz und Lötschenberg einen Pastor in Hohen Gnaden erteilen und ihn von einem staatlichen Religionsfonds bezahlen zu lassen. Die drei Ortschaften aber würden die Wohnung für den Pastorsamt der Normalschule herstellen.
Martin Unterköfler kam unverrichteter Dinge wieder in die Heimat zurück. So blieb nun Einöde längere Zeit eine Filiale von Arriach, wurde aber zwischen 1850 und 1852 der Pfarre St. Ruprecht als Filiale zugeteilt.
Die evangelischen Bewohner von Einöde haben ihr Bethaus in den Jahren 1783 bis 1786 erbaut. Der rechteckige Saalbau mit einfacher Pilastergliederung besitzt Rundbogenfenster und an der Seite ein Rundbogenportal. Nach den Bestimmungen des Tolernzpatents durfte es von außen nicht als Kirche zu erkennen sein (kein Turm, keine Glocke). Innen befindet sich an der Stirnseite ein eindrucksvoller Kanzelaltar.
Die Holzempore über Stützen an drei Seiten des Saales stammt aus der Zeit um 1900. An der Südfront des Bethauses sind zwei Geschosse mit Wohnungen angebaut; in diesen Räumen war die erste Schule von Einöde untergebracht, bis 1908 daneben die „Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumsschule“ erbaut wurde.
Die Kirchengemeinde hat das Bethaus in den Jahren 1975/76 einer Generalüberholung unterzogen, neu eingedeckt und mit neuen Bänken ausgestattet. Die Kosten von ca. 300.000 Schilling haben das Bundesdenkmalamt, die politische Gemeinde Treffen, der Gustav-Adolf-Verein und die Einheimischen aufgebracht.
Einöde, die kleinste evangelische Gemeinde Kärntens, hat den Wunsch das ihr auch die benachbarte Ortschaft Voder-Buchholz angeschlossen wird.
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Einöde, 16. Juli 1981
Mit einem Festgottesdienst und einem Kirchtag feiert die Gemeinde Einöde das 200-Jahrjubiläum des Toleranzpatentes. Den Festgottesdienst im Bethaus hält Bischof Oskar Sakrausky. Im Anschluß daran werden Bibeln, Gesangsbücher und Predigtbücher aus der Zeit des Geheimprotestantismus, die sich alle noch im Besitz evangelischer Familien des Ortes befinden, ausgestellt.
Im Bethaus in der Einöde wurden auf Initative von Altkurator Siegfried Kramer 2001 der Eingangsbereich, der Gemeindesaal und die Küsterwohnung wunderschön hergerichtet.